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Corona: DRK-Sozialstationen bereiten sich auf Infizierte vor

Rotkreuzmitarbeiterin Jessica Schalau stellt sich in diesen Tagen bisher ungeahnten Herausforderungen. Foto: Wally Pruss
Pflegedienstleiter Thomas Weißensee bereitet sein Team so gut wie möglich auf die Auswirkungen der Pandemie vor. Foto: Franziska Krause

Die Corona-Pandemie ist eine Krise von bisher unvorstellbarem Ausmaß. Besonders große Sorgen machen sich in diesen Tagen unter anderem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DRK-Sozialstationen. „Sie kümmern sich um besonders infektionsgefährdete Menschen und riskieren dabei ihre eigene Gesundheit“, weiß Thomas Weißensee.

Thomas Weißensee ist Pflegedienstleiter im DRK-Kreisverband Ostvorpommern-Greifswald. In seinem Verantwortungsbereich arbeiten 239 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sieben Sozialstationen, drei ambulant betreuten Wohngemeinschaften sowie vier Tagespflegeeinrichtungen. Er und seine Teams stehen in diesen Tagen vor großen Herausforderungen, die in absehbarer Zeit nicht weniger sein werden. Das ist allen bewusst. Schon seit Januar bereiten sie sich auf die Pandemie vor. „Wir haben alle mit Informationen versorgt, das An- und Ablegen der Schutzkleidung geübt, besondere Hygienemaßnahmen besprochen. Aber bereits zu dieser Zeit wurde offensichtlich: Mund-Nasenschutz ist bei unseren Lieferanten nicht mehr zu bestellen. Ein Novum, das uns den Ernst der Lage erstmals deutlich machte“, sagt Thomas Weißensee.

„Keiner von uns hat bisher eine vergleichbare Situation mit solchen drastischen Maßnahmen erlebt. Probleme der Kinderbetreuung, der anzupassenden flexiblen Arbeitszeiten und der veränderten Dienstplanung konnten zum Glück schnell gelöst werden – das der notwendigen Schutzbekleidung leider immer noch nicht“, erklärt Thomas Weißensee, der die Unterversorgung mit notwendigen Materialien mehr als kritisch sieht. „Wir können die Mitarbeiter nicht in die Häuslichkeiten schicken, wenn der Eigenschutz oder der Schutz unserer Klienten nicht ausreichend gewährleistet ist“, unterstreicht er mit Vehemenz. Und zählt eine ganze Reihe von Bemühungen des Roten Kreuzes auf, das mit Hochdruck daran arbeitet, die notwendigen Ausrüstungen zu beschaffen. Denn eines ist klar: Wenn ein zu Pflegender sich infiziert hat, sind dringend die schützenden FFP2-Masken notwendig, egal ob in der Häuslichkeit oder der Wohngruppe. Sollte dies nicht gewährleistet sein, wäre die Grundversorgung infizierter kranker Menschen nicht mehr möglich und die Kapazität der Krankenhäuser würde zusätzlich belastet.

Vieles ist in diesem Frühling ganz anders als sonst. „Normalerweise betreuen wir zirka 1.000 Klienten, jetzt sind es weniger, weil die Tagespflegen aufgrund der Infektionsgefahr geschlossen wurden. In der häuslichen Betreuung reduzieren wir unsere Dienste, wo es möglich ist. Derzeit sind wir froh, wenn Angehörige oder Nachbarn Betreuungsleistungen oder haushaltsnahe Dienste übernehmen. In der Pflege können wir jedoch keinesfalls Abstriche machen, da werden wir nach wie vor zu 100 Prozent gebraucht“, erklärt der 44-Jährige Rotkreuzmitarbeiter.

Rund 80 Prozent der zu pflegenden und betreuenden Menschen leben alleine. Für sie sind die Rotkreuzmitarbeiter in diesen Zeiten die einzigen Ansprechpartner. Sie haben viele Fragen und Sorgen, mit denen man sie nicht alleine lassen darf – auch wenn die Zeit läuft, weil der nächste Klient schon wartet. Ein Konflikt, der fast immer da ist, doch in diesen Tagen manchmal kaum zu ertragen ist. Besonders schwer ist der Umgang mit Demenzkranken, die ohnehin meistens in ihrer eigenen Welt leben, nicht verstehen, warum sie nicht das Haus verlassen oder jemanden umarmen dürfen. Andere Klienten sind verängstigt, können die Meldungen in den Medien nicht einordnen und sind froh, wenn sie wenigstens am Telefon mit jemandem reden können. Nicht Routine, sondern Verständnis und Geduld sind dann notwendig. Jeden Tag aufs Neue.

„Auch etliche Mitarbeiter haben ein beklemmendes Gefühl, weil sie nicht wissen, was auf uns alle zukommt. Die Angst, sich mit dem Coronavirus zu infizieren ist unweigerlich präsent“, schildert Weißensee die Situation. Hinzu käme, dass Teamsitzungen und Dienstberatungen aus Sicherheitsgründen nicht stattfinden, weshalb der persönliche Austausch zu Problemen weitestgehend entfällt. Aktennotizen, Aushänge, Mails oder Telefonate sind nun die Kommunikationsmittel. Das stellt ebenso die Leitungen der siebenSozialstationen vor besondere Herausforderungen. Jessica Schalau beispielsweise macht als stellvertretende Leiterin in Karlsburg ihr Team stets mit den aktuellen Anforderungen vertraut. Ein zusätzlicher aber notwendiger Aufwand, aufgrund dessen die Sorgen und Probleme der Mitarbeiter und Klienten nicht zu kurz kommen dürfen.

Um die Bezugspflege bei einem regionalen Ausbruch der Pandemie so weit wie möglich zu gewährleisten, sind derzeit bereits einige Mitarbeiter vorsorglich vom Dienst freigestellt. „Denn wir müssen damit rechnen, dass Kollegen in Quarantäne gehen, die wir dann ersetzen  müssen“, erklärt der Pflegedienstleiter. Bisher gab es unter den Mitarbeitern oder  Klienten noch keinen positiv getesteten Fall. „Aber wenn es passieren sollte, werden unsere Teams besonnen und professionell um jedes gefährdete Leben kämpfen“, ist sich Thomas Weißensee sicher, der sich seiner besonderen Verantwortung bewusst ist und alles dafür tut, dass alle die Pandemie gut überstehen.

cm /drk